Die Menschen werden immer älter und sollen länger am Berufsleben teilhaben. Das liegt nicht nur an der Finanzierung der Rentenkasse. Es geht im Kern ebenfalls darum, dass die Lebenserwartung, auch dank moderner Medizin und besserer Früherkennung, weiter steigt. Die Jahrgänge der Babyboomer stehen den niedrigen Zahlen der Generation Z und anderer junger Menschen gegenüber.
Sie müssen jedoch in Zukunft länger als geplant arbeiten und können das auch leisten, wenn sie gesund sind. Damit dies so bleibt, sollten sich Arbeitgeber um eine nachhaltige Gesundheit in der Belegschaft kümmern. Sie wirken damit dem immer stärkeren Fachkräftemangel entgegen und erhalten die wertvollste Ressource in ihrer Organisation, den Menschen.
Warum Gesundheit nachhaltig sein muss
Ist ein Arbeitnehmer länger als 6 Wochen krank, kann ihm gekündigt werden. Die IG Metall weist in ihrer Online-Ausgabe darauf hin, dass es für Arbeitgeber unzumutbar sein kann, wenn ein Mitarbeiter wegen derselben Problematik länger als 6 Wochen auszufallen droht. Hat ein Beschäftigter beispielsweise einen Herzinfarkt, dann könnte ihm die Kündigung drohen, wenn abzusehen ist, dass er Arbeitskraft einbüßt oder aufgrund der Erkrankung häufiger ausfallen wird.
Im Jahr 2024 waren die deutschen Arbeitnehmer etwas weniger krank als im Vorjahr. Statistisch betrachtet fehlte jeder Beschäftigte hierzulande laut Statistischem Bundesamt durchschnittlich 14,8 Tage. Der durchschnittliche Krankenstand betrug laut Barkow Consulting im Jahr 2024 5,8 %.
Mit 5,8 % im Jahresdurchschnitt 2024 ist der Krankenstand immerhin um 0,3 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr gesunken. Wirklich gesund ist Deutschland damit aber nicht, denn es ist immer noch der zweitschlechteste Wert aller Zeiten. Quelle
Der Krankenstand wird errechnet, indem die erkrankungsbedingten Fehlzeiten durch die Soll-Arbeitszeit geteilt werden. Die Kennzahl ist ein wichtiger Faktor für das Personalmanagement und sollte daher regelmäßig beobachtet werden.
Was können Unternehmen für nachhaltige Gesundheit tun?
Der Krankenstand wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst und es gilt für das Management von Organisationen, entsprechende Präventionsangebote zu erstellen und Maßnahmen zu ergreifen, um die Belegschaft nachhaltig gesund zu erhalten. Am meisten trifft es die Beschäftigten in unseren Unternehmen im Bereich der Muskeln und des Skeletts.
icht nur bei körperlich belastenden Berufen treten diese Verschleißerscheinungen auf. Und sie sind längst nicht mehr nur bei älteren Arbeitnehmern zu finden, auch wenn der Krankenstand von den demografischen Aspekten der Belegschaft abhängt.
Mit Veränderungen im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements BGM lassen sich beispielsweise Muskel- und Skeletterkrankungen vorbeugen. Auch die zweithäufigsten Erkrankungen unter Mitarbeitern, die des Atmungssystems, können mit entsprechenden Gesundheitsplänen bekämpft werden. Sind saisonale Erkrankungswellen, beispielsweise im Herbst, nicht zu vermeiden, gilt es, die gesunden Mitarbeiter zu schützen.
2018 waren psychische Störungen auf Platz 3 und Verletzungen und Vergiftungen auf Platz 5 der häufigsten Ursachen für die Kranktage von Mitarbeitern. Aber Platz 4 nehmen die sonstigen Ursachen ein und auch hier gilt es, auf Prävention, Unterstützung, Eingliederung und Verhütung von beispielsweise Unfällen zu achten. Seit Corona gehören auch die anhaltende Erschöpfung und Konzentrationsprobleme unter dem Begriff Long Covid zu den sonstigen Ursachen für Fehltage.
Was können Beschäftigte tun, um gesund zu bleiben?
Oft ist der erste Ruf nach Maßnahmen und Lösungen der nach dem Arbeitgeber. Doch für die eigene Gesundheit müssen Beschäftigte auch etwas tun. Zu viel Ehrgeiz, ständiger Druck zu funktionieren oder Probleme im Privatleben können sich auf das seelische und körperliche Wohl auswirken. Verspannungen sind häufig ein erstes Alarmzeichen, auch Schlafstörungen können auf eine drohende Gesundheitskrise hindeuten.
Wer sich selbst nicht wichtig nimmt, übersieht häufig Symptome. Zu Beginn mögen es nur kleine Unpässlichkeiten sein, doch manchmal kann sich auch ein dynamisches System entwickeln, in dem Emotionen, Gespräche, Situationen oder soziale Ereignisse Spuren hinterlassen. Chronischer Stress stört den Schlaf, verändert die Verdauung und baut sogar das Gehirn um.
Unter dem Begriff der Mind-Body-Medizin sind Konzepte verankert, bei denen wir unseren Lebens- und Arbeitsstil beobachten und anpassen, um unsere Zukunft positiv im Sinne einer nachhaltigen Gesundheit zu beeinflussen.
Auf welche Warnzeichen Beschäftigte und Chefs achten sollten
Zu den typischen Warnzeichen einer gestörten körperlichen und seelischen Balance gelten:
- Kopfschmerzen
- Reizdarm
- Schlaflosigkeit
- Emotionale Instabilität
- Hautprobleme
- Allergien
- Blutdruckveränderungen
- Diabetes
- Haarausfall
- Tinnitus und viele weitere.
Natürlich ist es in vielen Organisationen nicht möglich, jeden einzelnen Mitarbeiter ständig im Blick zu haben und zu prüfen, ob er sich wohlfühlt. Aber die meisten Beschäftigten haben Kollegen, entweder im selben Büro, der gleichen Schicht oder sehen die anderen einfach während ihrer Tätigkeit. Ob im Innen- oder Außendienst, das Zwischenmenschliche dient in erster Linie zwar der Kommunikation und dem Austausch. In zweiter Instanz aber auch dem Kümmern umeinander.
Fällt einem Vorgesetzten oder einem Kollegen etwas auf, so ist es ratsam, zunächst das persönliche Gespräch zu suchen. Ohne Vorwürfe und mit entsprechendem Feingefühl lassen sich viele kleinere Probleme von der Seele reden. Häufig ist dann eine Lösung greifbar, die man vorher nicht auf dem Schirm hatte.
Wer sich selbst etwas Gutes tun will, auch um zu verhindern, dass es zu spürbaren Folgen kommt, kann mit diesen 5 Impulsen täglich seinen Körper und seine Seele stärken.
- Nach dem Aufstehen ein großes Glas Wasser trinken. Der Stoffwechsel wird angekurbelt, die Zellen rehydriert und Energie kann fließen.
- Bewusst essen und ausreichend kauen. Ohne lange Hungerphasen bleibt der Blutzuckerspiegel lange stabil, was das Nervensystem spürbar entspannt.
- Jede Stunde 1-2 Minuten Bewegung einplanen. Das geht auch im Büro und kann schon mit dem Rollen der Schultern oder dem Dehnen der Nackenmuskulatur erreicht werden.
- Regenerationsinseln sind beispielsweise kleine Momente der gedanklichen Auszeit. Beim Blick aus dem Fenster einfach mal die Gedanken treiben lassen oder eine Mikro-Pause mit 5 bewussten Atemzügen einplanen. Beides erfrischt nicht nur, es bedeutet auch Erholung.
- Der natürliche Rhythmus ist mit der Frage gepaart: Wie geht es mir heute? Wer weiß, wann er welche Aufgaben am besten erledigen kann, verhindert Tiefs im Alltag und schafft den perfekten Ablauf für Aufgaben, die eine hohe Konzentration oder mehr Energie erfordern.
Nachhaltige Gesundheit kann von beiden Seiten aus betrachtet werden. Unternehmen müssen mit den menschlichen Ressourcen schonend umgehen und Mitarbeiter können verhindern, dass sie zum Beispiel durch übermäßige Belastung oder unzureichende Erholungsphasen krank werden. Betriebliches Gesundheitsmanagement kann nur funktionieren, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen.