Unternehmenserfolg und Unternehmenskultur sind eng miteinander verknüpft: „Culture eats strategy for breakfast” – das wohl bekannteste Zitat des renommierten US-Ökonomen Peter Drucker hat heute noch Gültigkeit. Keine noch so ausgefeilte Unternehmensstrategie kann Erfolg haben, wenn sie der vorherrschenden Kultur des Unternehmens entgegenläuft. Eine starke Unternehmenskultur kann wiederum den Erfolg eines Unternehmens steigern.
Moderne Formen des Arbeitens, wie Homeoffice und Remote Work, erschweren die Implementierung und die Pflege einer stabilen Unternehmenskultur. Doch es ist keinesfalls unmöglich, eine funktionierende und starke Kultur über Distanz zu etablieren.
Welche Werte machen eine funktionierende Unternehmenskultur aus?
Die Spezifika der jeweiligen Unternehmenskultur sind bei jedem Unternehmen unterschiedlich ausgeprägt. Doch es gibt Gemeinsamkeiten bzw. Werte, die jede stabile Unternehmenskultur aufweisen sollte.
Zentraler Bestandteil ist eine offene Kommunikation. Mitarbeiter sollten die Möglichkeit haben, ihre Ideen und Verbesserungsvorschläge gegenüber Vorgesetzen einbringen zu können. Vorgesetzte können das gezielt fördern, indem sie ihre Mitarbeiter nach ihrer Meinung fragen und um Feedback bitten.
Ein weiteres Element guter Unternehmenskultur ist ein transparenter Entscheidungsprozess. Veränderungen machen Angst. Besonders bei Entscheidungen, die grundlegende Auswirkungen auf das Unternehmen und seine Mitarbeiter haben, ist daher Transparenz gefragt. Mitarbeiter fühlen sich eher eingebunden, wenn sie die Gründe für Entscheidungen „von oben“ nachvollziehen können und ihnen deutlich gemacht wird, welche Intentionen hinter der Entscheidung stehen und welche Ziele konkret damit erreicht werden sollen. Wenn möglich, bietet das Einbeziehen der Mitarbeiter in Entscheidungen den Vorteil, dass Veränderungen viel eher von den einzelnen Mitarbeitern akzeptiert und unterstützt werden.
Regelmäßiges und konstruktives Feedback fördert die Unternehmenskultur. Gut vorbereitete Mitarbeitergespräche sind eine Methode, Wertschätzung auszudrücken. Sie machen deutlich, dass jeder einzelne Mitarbeiter mit seinen Stärken und Schwächen wahrgenommen wird und Bedeutung für das Unternehmen hat. Darüber hinaus steigert ein solch persönliches Feedback die Arbeitsleistung der Mitarbeiter.
Spezifische Unternehmenswerte, wie unternehmenseigene Verhaltenscodizes, Rituale oder ein unternehmensinterner Sprachgebrauch fördern den internen Zusammenhalt und damit die Identität eines Unternehmens. Sie auszubauen und als Vorgesetzter aktiv zu leben, trägt zu einer stabilen Kultur bei.
Homeoffice und Remote Work: Wertevermittlung auf Distanz
Flexibles Arbeiten über große Distanz ist ein Trend, der die Arbeitswelt zunehmend verändert. Mitarbeiter und Vorgesetzte sehen sich nicht mehr täglich im Büro und Teams müssen oft über größere Entfernungen zusammenarbeiten. Umso wichtiger ist das Fördern des internen Zusammenhalts durch eine stabile Unternehmenskultur.
Doch wie können die Werte eines Unternehmens digital vermittelt werden? Ziel ist, weniger „Top-Down“-Kommunikation zu betreiben, sondern das Gespräch mit den Mitarbeitern zu suchen und den Austausch zwischen den Mitarbeitern zu fördern.
Dabei ist entscheidend, dass Mitarbeitern passende Kommunikationskanäle zur Verfügung stehen. Eine starke interne Kommunikation ist immer von Vorteil, doch im Homeoffice ist sie besonders essentiell. Viele größere Unternehmen arbeiten mit eigenem Intranet. Doch häufig lässt das Unternehmensintranet keine Kommunikation zwischen den Mitarbeitern zu. Das kann entweder durch einen weiteren Kommunikationskanal behoben werden. Oder es wird ein Kommunikationstool innerhalb des Intranets zur Verfügung gestellt, das den Austausch untereinander ermöglicht.
Dabei sollte nicht nur auf E-Mail-Programme gesetzt werden. Echtzeitkommunikation und strukturierte Kommunikationsverläufe werden durch Tools wie Slack oder Microsoft Teams besser erreicht und fördern so den effektiven Austausch. Die Kommunikationskanäle müssen jedoch zum Unternehmen und seiner Kultur passen. Es ist daher wichtig, sich vorab genau zu überlegen, welcher Kanal für eine bestmögliche Kommunikation zwischen den Mitarbeitern untereinander und zwischen dem Vorgesetzten und seinem Team sorgen kann.
Neue Arbeitsformen verlangen nach neuem Verständnis von Arbeit
Effektives Arbeiten auf Distanz funktioniert am besten auf Basis einer Unternehmenskultur, die ein neues Verständnis von Arbeit als Grundlage hat.
Zentrale Voraussetzung für eine funktionierende Arbeitskultur auf Distanz ist das Vertrauen in die eigenen Mitarbeiter. Wie eine Studie vom Juli 2020 im Auftrag der Versicherung DAK belegt, schätzen Mitarbeiter ihre eigene Produktivität im Homeoffice sogar höher ein als im Büro. Es ist also davon auszugehen, dass die meisten Mitarbeiter trotz fehlender Kontrolle effektiv arbeiten – oder gerade deswegen.
Homeoffice und Remote Work ermöglichen deutlich mehr Flexibilität. Diese Flexibilität muss Bestandteil der Unternehmenskultur werden. Denn wie lässt sich „gute“ Arbeit messen? An der Anzahl der gearbeiteten Stunden oder am Ergebnis der Arbeit? Möglicherweise ist für die Arbeit im Homeoffice nicht mehr entscheidend, ob ein Mitarbeiter 40 Stunden in der Woche an seinem Schreibtisch sitzt. Sondern vielmehr, ob er das gewünschte Arbeitsergebnis innerhalb der vorgesehenen Zeit erreicht. Diese Flexibilität aufseiten der Vorgesetzten könnte die Kultur eines Unternehmens indirekt positiv beeinflussen.
Reale Interaktion bleibt unersetzbar
Eine stabile Unternehmenskultur kann also auch auf Distanz erhalten bleiben. Doch laut DAK-Studie wünschen sich Mitarbeiter keineswegs nur Homeoffice. Der persönliche Austausch lässt sich durch Video-Calls und Social Media-Kommunikation nicht gänzlich ersetzen. Regelmäßige Face-To-Face-Treffen sollten daher Bestandteil der Unternehmenskultur bleiben und können beispielweise durch eine Mischung aus Homeoffice und Präsenzzeit im Büro umgesetzt werden.