Künstliche Intelligenz bei der Personalauswahl – Chancen

Künstliche Intelligenz bei der Personalauswahl – Chancen und Grenzen

Chatbot statt Mensch – seit einigen Jahren gibt es immer mehr Dienstleister, die KI-Software für Bewerbungsprozesse anbieten. Und einige Unternehmen nutzen diese Dienstleistungen bereits, um ihren Bewerbungsprozess zu optimieren. Doch Künstliche Intelligenz bei der Personalauswahl hat ihre Grenzen.

Künstliche Intelligenz im Einsatz

L’Oréal, Unilever, Bayer – besonders in großen Unternehmen wird KI genutzt, um Bewerbungsprozesse zu vereinfachen.

So hat der Konzern Bayer beispielsweise mehrere Roboter, die auf Absolventenkongresse oder Berufsmessen zum Einsatz kommen, um Fragen potenzieller Bewerber zu beantworten. Ausgestattet mit eigener Persönlichkeit und gefüttert mit ausgeklügelten Algorithmen können die Roboter mit Bewerbern interagieren. Sie verarbeiten eine Anfrage, analysieren den Sinn dahinter und geben eine passende Antwort. Ein anderer Kontaktpunkt ist die Bewerberseite von Bayer. Dort wird dieselbe KI genutzt. Interessierte können dort einen Chatbot Fragen zu dem Arbeitgeber stellen.

L’Oréal nutzt Künstliche Intelligenz, um die erste Phase des Bewerbungsprozesses zu optimieren. Ein Chatbot stellt allen Bewerbern auf eine Stelle dort allgemeine Fragen. Auf dieser Basis wird eine Vorauswahl getroffen, die es den Personalern ermöglicht, sich auf die qualitativen Aspekte der Personalauswahl zu konzentrieren und den Bewerbungsprozess zu straffen.

Stärken und Schwachstellen

Künstliche Intelligenz benötigt Informationen, um zu lernen. Ihre Algorithmen basieren auf Daten, die aufgenommen und verarbeitet werden. Je mehr Daten, desto präziser kann KI arbeiten.

Künstliche Intelligenz macht keine Fehler – präzise und zuverlässig koordiniert sie Termine, erfüllt Formalia, prüft Prozesse.

Doch kann sie einen Menschen in einem Personalgespräch ersetzen? Noch weitergedacht: Kann Künstliche Intelligenz möglicherweise sogar vorurteilsfreier bewerten als ein Mensch?

Eine funktionierende KI hat tatsächliche viele Vorteile. Sie nimmt Personaler Arbeit ab und gibt ihnen so die Gelegenheit, sich intensiver mit den Kandidaten zu beschäftigen.

Doch sie ist keineswegs frei von Diskriminierung. Denn sie basiert auf den Datensätzen der Vergangenheit. Werden in einem Unternehmen vor allem Männer gefördert und befördert, so lernt die Künstliche Intelligenz, dass „männlich“ ein gewünschtes Merkmal ist – und bevorzugt Männer gegenüber Frauen im Bewerbungsprozess.

Allerdings gibt es für dieses Problem eine Lösung. Richtig programmiert können KI für mehr Fairness und damit für mehr Diversität beim Bewerbungsprozess sorgen.

KI in der Videoanalyse

Mittlerweile gibt es die Möglichkeit, Bewerbervideos auf Basis von Künstlicher Intelligenz analysieren zu lassen.

Ziel der KI-Videoanalyse: Vorurteilsfreie Vorstellungsgespräche. Die Künstliche Intelligenz erstellt dabei ein Persönlichkeitsprofil auf Grundlage von Mimik, Sprache und Gestik. Das Profil soll den Personaler Hinweise liefern, ob ein Bewerber zum Unternehmen passt oder nicht.

Eine Recherche des Bayrischen Rundfunks hat dabei jedoch größere Mängel entdeckt. Nach systematischen Tests der Software kommt der BR zu dem Schluss, dass der Einsatz Künstlicher Intelligenz in diesem Fall fragwürdig erscheine. Die Tests hatten gezeigt, dass die Persönlichkeitsbewertung stark von der Frisur, dem Outfit, der Qualität und dem Hintergrund des Videos abhänge.

Künstliche Intelligenz als Bewertungsgrundlage für menschliches Verhalten ist fehlerhaft. Als Helfer für einfache Arbeit rund um den Bewerbungsprozess hat KI jedoch großes Potential. Besonders in den USA wird dieses Potential bereits vielfach genutzt. Immer mehr europäische Unternehmen bauen ebenfalls auf Chatbots oder sogar physische Roboter. Doch: Die Künstliche Intelligenz ist immer nur so gut wie ihr Datensatz.