Megatrend oder Hype? Neue Form der Arbeit oder Teilhabe an der beruflichen Gemeinschaft? Was genau verbirgt sich hinter New Work und wo liegen die Chancen und Herausforderungen für alle Beteiligten?
Klar ist, unsere Arbeitswelt verändert sich. Der strukturelle Wandel wird häufig als New Work bezeichnet und umfasst zahlreiche neue Perspektiven, wie wir zukünftig unsere Arbeit erledigen werden. Aber unter dem Begriff verbirgt sich auch ein neuer Leadership-Ansatz.
Was ist New Work?
Die digitale Transformation und die zunehmende Globalisierung führen zu strukturellen Veränderungen in der Arbeitswelt. Bedürfnisse und Anforderungen verändern sich und das stellt Unternehmen und Arbeitnehmer vor Herausforderungen. Mit dem neuen Arbeitsmodell, das unter New Work zusammengefasst wird, bringen Menschen ihre täglichen beruflichen Pflichten und persönliche Bedürfnisse und Freiheiten in Einklang.
Schon 1970 prägte der österreichisch-amerikanische Sozialphilosoph Frithjof Bergmann den Begriff New Work, um einen Gegenentwurf zum klassischen Kapitalismus zu schaffen. Für Bergmann bedeutet Kapitalismus, die Menschen über die Lohnarbeit zu knechten. Für ihn stand New Work für Freiheit, Selbständigkeit und Teilhabe an der Gemeinschaft.
New Work hat sich weiterentwickelt und wurde unter den schwierigen Bedingungen der letzten Jahre teilweise neu definiert. Freiheit, Selbständigkeit und Teilhabe sind weiterhin führende Aspekte. Sie wurden ergänzt durch Wünsche nach dezentraler Arbeit, wo Angestellte an verschiedenen Orten arbeiten können. Daher wird New Work auch häufig mit Coworking in Verbindung gebracht.
Welche Herausforderungen bringt New Work mit sich?
Für viele ist New Work nicht auf den ersten Blick nur positiv oder erstrebenswert. Die gesamte Umsetzung bedingt, dass sich alle Beteiligten für die Veränderungen öffnen und die Umsetzung unterstützen. Dafür muss diese schrittweise erfolgen und zunächst in einzelnen Gruppen oder Abteilungen vollzogen werden. Klassische Entscheidungskriterien wie Gehalt und Arbeitszeit verlieren gegenüber flachen Hierarchien, einem familienfreundlichen Arbeitszeitmodell und individuellen Entwicklungsmöglichkeiten.
Diese Umstellungen müssen sich langfristig etablieren. Dafür ist eine Vertrauenskultur notwendig, die von Empathie und Feedback geprägt ist. Führungskräfte stehen vor der Herausforderung, im Rahmen von New Work ihr Handeln und ihre Führungsinstrumenten kritisch zu überdenken und anzupassen. In einer hybriden Arbeitswelt gelten andere Massstäbe, die klare Schwerpunkte, Struktur, Kommunikationsstärke und eine starke Feedback-Kultur bedingen.
Welche Schwierigkeiten bringt New Work für Führungskräfte mit sich?
Virtuelle Teams erfolgreich digital zu führen, setzt zunächst die Bereitschaft zur Veränderung unter den Führungskräften voraus. Der Umgang mit ihren Mitarbeitern, den Teams sowie den Kollegen und Vorgesetzten ändert sich unter New Work. Führungskräfte sind dafür verantwortlich, Unternehmensbilder zu leben und Visionen und Werte klar zu den Teams zu transportieren.
Sie sind zudem für deren Einhaltung und das Erreichen von Unternehmenszielen verantwortlich. Diese vielfältigen Aufgaben können nur mutige und engagierte Führungskräfte umsetzen. Sie begleiten dafür jeden Mitarbeiter auf seinem individuellen Weg und binden ihn dadurch langfristig ans Unternehmen.
Unternehmen müssen zunächst Leadership-Skills definieren und die sozialen sowie kommunikativen Kompetenzen ihrer Führungskräfte schärfen und trainieren. Zu den wichtigsten Stärken einer erfolgreichen New Work Führungskraft gehört ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit. Außerdem benötigen sie digitale Kompetenz und Bereitschaft zur Veränderung.
All dies muss in Workshops, Trainings, Weiterbildungen oder Qualifikationen im Unternehmen gefördert werden, bevor es an die Umsetzung der neuen Leitbilder in den Teams geht.
Welche Schwierigkeiten bringt New Work für Mitarbeiter mit sich?
Veränderungen machen zunächst immer auch Angst, das müssen Unternehmen und Führungskräfte bei der Einführung von New Work berücksichtigen. Es kann nur Schritt-für-Schritt gelingen, die neue Unternehmenskultur zu etablieren und die neuen Unternehmensleitlinien zu verankern. Das aktive Einbinden der Belegschaft ist dafür Voraussetzung.
New Work lässt sich nicht von heute auf morgen implementieren. Doch Mitarbeitern muss klar sein, dass an Veränderungen im Rahmen der digitalen Transformation kein Weg vorbeiführt, damit Unternehmen zukünftig gestärkt in den Wettbewerb gehen können. Veränderte Büroeinrichtungen oder anonyme Umfragen in der Belegschaft können helfen, die Mitarbeiter auf die Umstellungen vorzubereiten und ihr Feedback einzuholen.
Jedes Team hat starke und schwache Mitglieder. Die Aufgabe der stärkeren Belegschaft wird es sein, die anderen im Team zu unterstützen und sie nicht zu überfordern. Dafür ist es notwendig, die eigenen Stärken und Schwächen gut zu kennen. Die Teilnahme an internen Weiterbildungsmaßnahmen kann dabei helfen. Grundsätzlich sollten Angebote zur Qualifizierung vom Arbeitgeber auch von Mitarbeitern genutzt werden. So lassen sich Veränderungen schneller einführen und mehr starke Teammitglieder ausbilden.
Die Offenheit gegenüber Veränderungen kann mit Workshops gestärkt werden. Dabei zählt die offene Kommunikation genauso wie das Vorleben der neuen Werte durch die Vorgesetzten als grundlegende Basis. Wer skeptisch gegenüber neuen Arbeitsmodellen ist, kann sich mit Literatur oder eigener Recherche im Freundes- oder Familienkreis über positive Modelle und deren Chancen und Auswirkungen informieren.
Veränderungen bedingen, dass die Menschen zu ihnen bereit sind und dabei gilt, dass sich jeder Mitarbeiter in die Position bringen muss, ihnen gegenüber offen zu sein. Mit dieser Offenheit steht und fällt jedes neue Konzept oder Geschäftsmodell. Am Ende trägt diese Offenheit aber auch zur Sicherung des Geschäftserfolgs bei und der wiederum bedingt auch den Erhalt des eigenen Arbeitsplatzes.
Wo liegen die Chancen von New Work?
New Work steigert die Attraktivität von Unternehmen. Ein wichtiger Faktor angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels und der düsteren Prognosen für den demografischen Wandel. Homeoffice, Gleitzeit, Weiterbildungsmöglichkeiten und familienfreundliche Arbeitsmodelle sind genauso wie flache Hierarchien, Prozessoptimierung, digitale Technologien und virtuelle Teams Voraussetzungen für den Wandel.
New Work ist keine Option von vielen, sie ist vielleicht eine der wesentlichen Veränderungen für Unternehmen im digitalen Wandel und bedingt diesen sogar. Wie sonst könnte der digitale Wandel gelingen, wenn nicht durch den Einsatz digitaler Technologien, virtueller Teams im dezentralen Umfeld und neuer Führungsmodelle? Sie alle bedingen sich mehr oder weniger untereinander und ergänzen sich wie einzelne Puzzleteile am Ende zu einem großen Ganzen.
Fazit: New Work kann Wettbewerbsvorteile generieren, insbesondere bei der Rekrutierung von Fachkräften. Arbeitnehmer können profitieren, indem New Work eine flexible Arbeitszeit bedingt, die den eigenen Bedürfnissen angepasst ist. Der abteilungsübergreifende Zusammenhalt im Unternehmen fördert Effizienzgewinne ans Licht und schont Ressourcen.
New Work ist als Chance zu verstehen und weniger als eine Herausforderung. Es handelt sich dabei auch nicht um eine große Veränderung, sondern um viele kleine Einzelschritte. Das müssen Unternehmen bei der Umsetzung berücksichtigen, um keine Mitarbeiter zu überfordern oder außen vor zu lassen. Das würde am Ende dazu führen, dass sie das Unternehmen verlassen, was es angesichts der prekären Lage auf dem Arbeitsmarkt unbedingt zu verhindern gilt.