Peer Recruiting

Peer Recruiting

Bisher wird die Personalsuche von Fachabteilungen gesteuert. Diese arbeiten meist klassisch hierarchisch und binden Mitarbeiter anderer Abteilungen selten ein. Mit dem Peer-to-Peer Recruiting soll sich das jetzt aber ändern.

Was ist Peer Recruiting?

Mitarbeiter rekrutieren künftige Mitarbeiter. Das ist die vereinfachte Zusammenfassung eines neuen Konzeptes, das in ersten Unternehmen erfolgreich umgesetzt wurde. Das bedeutet allerdings nicht, dass HR-Abteilungen überflüssig werden. Es geht vielmehr um einen neuen Ansatz der Personalauswahl und der bestmöglichen Grundlage für zufriedene Mitarbeiter und Teams.

Peer Recruiting

Peer Recruiting stammt aus dem Vorbild einer agilen Organisation, in der auf selbstorganisiertes, eigenverantwortliches und flexibles Arbeiten Wert gelegt wird. Das schließt die Einstellung neuer Mitarbeiter ein. Diese Entscheidungen waren bisher der Personalabteilung vorbehalten. Aber in Zeiten von Fachkräftemangel und höherer Bedeutung zufriedener Mitarbeiter ist das Peer Recruiting eine Möglichkeit, die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass ein neues Teammitglied willkommen ist und gut in die bestehenden Strukturen passt.

Gründe für Peer Recruiting

Wird das Team in den Einstellungsprozess eingebunden, dann ist die Chance höher, dass der neue Mitarbeiter auch langfristig ins Team passt und zufrieden bleibt. Die teamverantwortete Mitarbeitergewinnung zielt darauf ab, Bewerber nicht nur nach ihrer beruflichen Qualifikation oder den Fähigkeiten auszuwählen. Es geht auch um kulturelle und soziale Aspekte, die ein harmonisches Zusammenarbeiten fördern.

Die Anpassung der Unternehmenskultur an die aktuellen Anforderungen der Mitarbeiter sollte inzwischen jeder Chef zur obersten Priorität gemacht haben. Denn während bisher Mitarbeiter nur selten bei der Einstellung neuer Mitarbeiter eingebunden waren, versucht das Peer Recruiting das nicht mehr zeitgemäße Einstellungsprozedere aufzulösen. Diese Entscheidung trägt zu einer modernen, offenen und agilen Unternehmenskultur bei, was dem derzeitigen Trend angesichts knapper menschlicher Ressourcen förderlich ist.

Wie funktioniert Peer Recruiting?

Mitarbeiter führen im Idealfall den gesamten Prozess der Personalsuche und Auswahl eigenverantwortlich durch. Das schließt optional auch die Bedarfsplanung oder die Erarbeitung von Stellenprofilen ein. Mitarbeiter sichten eingehende Bewerbungen, führen die Gespräche und wählen geeignete Kandidaten aus. Häufig ist auch das Onboarding neuer Mitarbeiter enthalten, was die Wirkung zusätzlich verstärkt.

HR-Experten in den Unternehmen übernehmen moderierende oder beratende Funktionen. Sie greifen nur dann in das Peer Recruiting ein, wenn es wirklich nötig ist. Entscheidungen werden durch Peer Recruiting genau da getroffen, wo es sinnvoll ist, und zwar im Team. Dabei gibt es jedoch keine Mehrheitsentscheidungen oder einstimmige Entscheidungen. Vielmehr ist eine rege Diskussion wünschenswert, in der sachlich geklärt wird, ob der Bewerber ins Team passt oder nicht.

Sind die Diskussionen ausgeprägt, kann durch den HR-Experten eingegriffen werden, denn in der Regel weisen lange Diskussionen darauf hin, dass der Bewerber eher nicht für das Team geeignet erscheint. In anderen Fällen besteht aber direkt ein guter Draht zum Bewerber und die Entscheidung wird in kürzester Zeit getroffen.

Es ist empfehlenswert, jede endgültige Entscheidung stets nach einem Probetag zu treffen. Es muss übrigens nicht immer das gesamte Team über neue Mitarbeiter entscheiden. Je nach Unternehmensgröße und Ressourcen ist dann die Gründung einer Taskforce empfehlenswert.

Was sind die Vorteile von Peer Recruiting?

Wie schon angesprochen, geht es um Agilität und schnelle sowie gleichzeitig effektive Entscheidungen. Die Vorgehensweise bei der Personalsuche unterliegt großen Veränderungen, die aus strategischer Sicht viele Vorteile für alle Beteiligten mitbringen. Peer Recruiting führt zunächst dazu, dass sich Mitarbeiter wichtig genommen fühlen und dies ihre allgemeine Motivation und Zugehörigkeit zum Unternehmen stärkt.

Der Wert ergibt sich also aus der Tatsache, dass bestehende Mitarbeiter in relevante Entscheidungen eingebunden sind und diese nicht mehr von oben getroffen werden. Das Team wird sich besser austauschen, kommt leichter mit Konflikten in der Gruppe zurecht und weiß, sich eher zu schätzen, schließlich hat man sich ja gegenseitig ausgewählt.

Weitere Vorteile von Peer Recruiting sind:

  • Peer Recruiting macht Eindruck auf Bewerber und das spricht sich herum. In der Folge steigen die eingehenden Bewerbungen pro Stelle, denn wer möchte nicht gerne in einem agilen und modernen Unternehmen mit flachen Hierarchien und kurzen Entscheidungswegen arbeiten, wo Mitarbeiter selbst über neue Teamkollegen entscheiden dürfen?
  • Das Team übernimmt Verantwortung, jedem Teammitglied kommt eine besondere Bedeutung zu, denn er ist an relevanten Entscheidungen beteiligt. Im Peer Recruiting geht es nicht um die selbständige Bestellung von Büromaterial, sondern um die wichtigste Ressource in einem Unternehmen, die Mitarbeiter selbst.
  • Das gesamte Bewerbungsverfahren läuft effizienter ab, was im Ergebnis zu einer viel intensiveren Auseinandersetzung mit jedem einzelnen Bewerber führt. Angeregt durch den neuartigen Entscheidungsprozess werden Gespräche intensiver, Rückfragen detaillierter beantwortet und auch der Bewerber kann viel mehr Einfluss auf den Verlauf des Gesprächs nehmen.

 

Welche Voraussetzungen müssen für Peer Recruiting geschaffen werden?

Damit Mitarbeiter am Peer Recruiting teilnehmen können, müssen sie zunächst geschult werden. Am einfachsten geht das durch frühe Beteiligung, beispielsweise bei der Erstellung von Stellenanzeigen oder der Begleitung an einem Probetag. Im Vorfeld bieten sich auch Kurse oder Inhouse-Qualifizierungen durch die eigene Personalabteilung oder einen externen Dienstleister an.

Es sollte mehr als nur ein Gespräch mit jedem Bewerber geben, so ergibt sich am Ende ein möglichst realistisches Bild. In diesen Gesprächen kann ein Fragebogen bei der Gesprächsführung helfen. Aber auch Hinweise und Gründe für oder gegen die Einstellung lassen sich für das spätere Entscheider-Gespräch festhalten. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass sich der Bewerber nicht wie in einem Tribunal fühlt. Daher sollten die Gespräche in sehr kleinen Gruppen stattfinden, idealerweise zwei aus dem bestehenden Team und der Bewerber. Je nach Ressourcen sind auch 1:1 Gespräche möglich.

Über soziale Kanäle und spezielle Portale können Mitarbeiter aktiv auf die Suche nach potenziellen neuen Kollegen gehen und sollten sie dort auch direkt kontaktieren dürfen. Das ist im Vorfeld zu klären und der Unternehmer muss für die entsprechenden Zugänge sowie die Infrastruktur sorgen. Auch ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm kann beim Peer Recruiting sinnvoll sein.

Fazit: Mit Peer Recruiting steht eine innovative Methode zur Personalsuche und der Auswahl potenzieller Mitarbeiter zur Verfügung, bei der sich bestehende Mitarbeiter aktiv beteiligen. Sie sind aber nicht nur selbst aktiv, sondern haben ein Stimmrecht. Sie haben auch jederzeit das Recht, einen Kandidaten begründet abzulehnen. Grundsätzlich ist diese Methode ein Prozess, der sich im zeitlichen Verlauf entwickelt und weiterentwickelt. Dafür sind Zeit und Geduld notwendig.